Mittwoch, 17.02.2016 Null-Prozent-Finanzierungen sind die Verführung schlechthin. Doch laut Verbraucherschützer ist der Kauf auf Pump nicht ohne Haken. Häufig bringen die Ratenkredite zum Nulltarif Extra-Kosten und Gebühren mit sich. Zudem sind die Preise der Produkte meist höher als die vergleichbarer Angebote.

Ob Elektrohandel oder Möbelriese, Kaufhaus oder Autohändler – im Zuge der Finanzkrise greift der Handel mittlerweile immer häufiger auf ein willkommenes Marketinginstrument zurück – die Finanzierung ohne Zinsen. Im Klartext: Ich kaufe mir endlich die lang ersehnte Digitalkamera per Raten. Den Vertrag mache ich dabei aber nicht etwa mit dem netten und höchst vertrauenswürdig erscheinenden Händler, sondern mit einer Bank.

Das vom Händler ausgewählte Geldinstitut bestimmt die Laufzeit des Kredits und gegebenenfalls die Mindestkaufsumme. Es freut sich also nicht nur der Händler über meine Kauflust, sondern auch die Bank. Diese bietet ihre Dienste nämlich in der Regel nicht vollkommen kostenfrei an. Vielmehr werden mit dem Händler entsprechende Absprachen getroffen, die für beide Seiten gewinnbringend sind.

Bank und Händler reiben sich die Hände und freuen sich über viele neue Kunden. Das Geldinstitut nutzt die neu gewonnenen Kundendaten gleich, um weitere hauseigene Finanzprodukte an den Mann zu bringen - und, wer weiß, vielleicht lässt sich der ein oder andere ja zu einem späteren Zeitpunkt noch auf einen weiteren gewinnbringenden Kredit ein?



Preise vergleichen
Die Extra-Kosten für die günstige Finanzierung, die dem Händler entstehen können, schlägt dieser nicht selten auf den Kaufpreis auf. Davon merke ich als Verbraucher erst mal nichts – es sei denn, ich mache den Preisvergleich. Die Verbraucherzentrale Nordrhein Westfalen rät dringend zum Preisvergleich vor dem Kauf auf Pump. Denn, was ist noch an einem Null-Prozent-Angebot dran, wenn der Preis weit höher ausfällt als bei vergleichbaren Angeboten? Eine Ersparnis von 100 Euro und mehr möchte sich keiner entgehen lassen, auch wenn der Kaufbetrag auf einen Schlag gezahlt werden muss.

Extra-Kosten und Gebühren
Doch nicht nur höhere Anschaffungspreise, auch Extra-Kosten und Gebühren, die auf den ersten Blick vielleicht nicht sichtbar sind, können beim Kredit zum Nulltarif fällig werden. Ob Restschuld-Versicherung, Bearbeitungsgebühren oder Kontoführungsgebühren - Null Prozent Kredite sind nicht in jedem Fall vollkommen kostenlos. So hat die Verbraucherzentrale Nordrhein Westfalen bereits in einer Studie von 2009 festgestellt, dass der effektive Jahreszins durch zusätzliche Gebühren schnell mal auf fast fünf Prozent ansteigen kann. Zudem raten die Verbraucherschützer von einer sogenannten Restschuldversicherung ab, die nicht nur überflüssig sein soll, sondern fix mal bis zu zehn Prozent Zinsen kosten kann.

Drohende Schuldenfalle
Zu guter Letzt solltet Ihr darauf achten, nicht zu viele Kredite gleichzeitig abzuschließen. Wenn Ihr Euren nächsten Urlaub, das Auto, eine neue Küche oder den Fernseher bei verschiedenen Händlern auf Pump kauft, fällt es schwer, noch den Überblick zu behalten. Vor allem aber solltet Ihr nicht den Dispo-Kredit auf Eurem Girokonto zur Tilgung Eurer Schulden nutzen. Denn beim Dispo-Kredit fallen bekannterweise überdurchschnittlich hohe Zinsen an. Da ist die Schuldenfalle fast schon vorprogrammiert.

Weitere Tipps und Infos zur Null-Prozent Finanzierung bietet Euch WDR in dem Beitrag "Null Prozent auf alles: Vorsicht bei zinslosen Krediten!" vom 16. Dezember 2015.

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